Von Bernd Koopmeiners
Archivar Franz-Josef Debbeler, Heimatverein Visbek, erhielt eine erfreuliche Nachricht aus
Berlin. Nach Recherchen der Deutschen Welle, Berlin, gemeinsam mit DW-Redakteur
Guilherme Becker, Bonn (aus Brasilien), schrieb DW-Redakteurin: „Es ist vollbracht“. Die
Doku ist online - englisch und portugiesisch. Die deutsche Fassung wird von meinem
Kollegen hoffentlich auch bald gepostet. Nochmals vielen herzlichen Dank für Ihre
Unterstützung“.
DW-Redakteurin Sommer und DW-Redakteur Becker waren am 16. März mit Kameramann
Florian Kroker sowie Frau Irmgard zur Lage aus Nellinghof in Visbek auf „Spurensuche“.
Filmaufnahmen bei der St. Vitus-Kirche folgte eine Recherche im Visbeker Heimathaus. Das
DW-Team aus Berlin/ Bonn war beeindruckt und sehr erfreut; Archivar Debbeler hatte die
konkreten Daten und Dokumente über Ida Franziska Tepe, geboren am 20. Oktober 1920 in
Visbek. Ihre Pflegeeltern (Familie Herzog) gehörten 1924 zu den deutschen Auswanderern,
die während der damaligen Wirtschaftskrise ihre Heimat verließen, um sich in Brasilien eine
neue Existenz aufzubauen.
Von Visbek aus fuhr das DW-Team nach Bremerhaven zum Deutschen Auswandererhaus; vor
100 Jahren starteten die Visbeker dort mit dem Segelschiff „Werra“ ihre über einen Monat
dauernde Seefahrt; sie erreichten im Oktober 1924 Brasilien. Ida Tepe heiratete in Brasilien
den deutschen Landwirt Becker aus Simmern /Hunsrück. Das Ehepaar bekam zehn Kinder;
Ida Becker starb 1997.
Redakteur Becker hatte von Bonn aus für die Doku den Wohnort seines Opas im Hunsrück
aufgesucht und die Spurensuche nach seiner Oma erfolgreich in Visbek fortgesetzt. Er war im
April 2024 für die Doku in Brasilien im Historischen Museum in Sao Leopoldo /Rio Grande do
Sul. Dort wurde vor 200 Jahren, am 25. Juli 1824, die erste deutsche Siedlung von 39
deutschen Einwanderern gegründet. Die Stadt in Südbrasilien mit einem großen Museum
direkt am Fluss war im April noch unversehrt, berichtet Becker in der Doku; im Mai wurde
das Museum von Überschwemmungen stark betroffen.
Für Guilherme (Wilhelm) Becker, Brasilianer mit deutschen Vorfahren, stand fest; er wollte
in Deutschland studieren. Becker absolvierte ab 2018 das Masterstudium Erasmus Mundus
MA mit den Schwerpunkten Politik, Identität, Kultur, Migration, Geschichte und Gesellschaft
an der Universität Groningen/ Niederlande und an der Universität Göttingen. Im dritten
Semester war Becker Praktikant beim Sender Deutsche Welle in Bonn und bei der Zeitung
„Thüringer Allgemeine“ in Erfurt.
Der Enkel von Ida Tepe aus Visbek hat für die sehenswerte DW-Doku zahlreiche
Menschen in Brasilien und Deutschland interviewt und erzählt im Film auch, welche
Erfolgsgeschichten und welche Traumata – auch für die indigene und die afrobrasilianische
Bevölkerung – mit der Einwanderung aus Deutschland verbunden sind. Für die
beeindruckende Doku (53 Minuten) wurden die Flagge von Brasilien und von Deutschland,
eine deutsche Auswanderin mit ihrer Tochter – es könnte die Visbekerin Ida Tepe sein –
sowie ein Segelschiff als Titelbild (Aufmacher) gewählt.
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