Von Andreas Kläne
Donnerstag, 18.45 Uhr: Vor dem Visbeker Rathaus drängte sich eine von Minute zu Minute größer werdende Menschenschar. Noch konnte niemand hinein, obwohl an der Tür zu lesen stand: „Kumm rin un haol di Raot“. Aber Rat wollte an diesem Abend eh keine und keiner der Wartenden. Sie wollten nur das Eine: „Pariser Flair“ mit der französischen Sängerin Marie Giroux.
Bereits zum zweiten Mal war sie am 09. Juni 2022 ins Rathaus gekommen, eingeladen von Annelies Muhle vom Kulturkreis Visbek. Mitgebracht hatte sie die Pianistin Jenny Schäuffelen und den Cellisten Yann Merker.
Der Abend war eine klangvolle Hommage an Edith Piaf. Die 1,47 Meter kleine Frau mit riesigem Ruhm hatte in ihrem nur 47 Jahre währenden Leben über 3000 Lieder gesungen. Ein buntes Arrangement ihrer berühmten und auch kaum bekannten Chansons präsentierte das Ensemble in Visbek.
Als Moderatorin des Abends versprach Dr. Jutta Heyen ihren Gästen einen "außergewöhnlichen Exkurs durch das Leben der gefürchteten und gefeierten, berühmten und berüchtigten Piaf“. Sie sagte, dieser Chanson-Abend werde mit Wortwitz und Schlagfertigkeit das von Tragödien durchzogene Leben Edith Piafs künstlerisch inszenieren. Und so kam es. Gleich zu Beginn lieferte Marie Giroux augenzwinkernd eines der markanten Zitate Piafs: „Ich habe Hängebrüste und einen kleinen, flachen Hintern, aber ich kriege die Männer trotzdem.“
Die studierte Mezzosopranistin drang mit ihrem Arrangement tief ins Leben der großen Piaf ein, um deren unbekanntere persönliche Seite musikalisch und erzählerisch zu präsentieren.
Mit ihrem selbstbewussten Ausspruch hat Madame Piaf wohl kaum übertrieben. Zu ihren Weggefährten und amourösen Eroberungen gehörten Charles Aznavour, Gilbert Bécaud, Yves Montand, Jonny Hallyday und auch Georges Moustaki, der für die große Kleine den Evergreeen Milord textete.
Nicht zuletzt mit den Chansons der vielen Piaf-Eroberungen gelang es Marie Giroux, ihr Publikum zu begeistern. Und nicht nur das. Sie schaffte es, ihre Gäste geradewegs ins Pariser Flair hinein zu zaubern. So, dass man den Duft einer frisch angezündeten Gitanes zu schnuppern glaubte, obwohl keiner rauchte.
Bildergalerie:
Fotos: Andreas Kläne (2), Hans-Bernd Hermes
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