Von Bernd Koopmeiners
Pontvallain ist eine französische Gemeinde und ein Kanton (Landkreis) im Departement Sarthe, etwa 250 Kilometer südwestlich von Paris und 30 km südlich von Le Mans. Nach ersten Kontakten im Jahre 1985 haben Bürgermeister Heinrich Wempe, Gemeindedirektor Bernd Hilling, Bürgermeister Pierre Lamballe und acht weitere Bürgermeister des Kantons Pontvallain am 02. Juli 1988 in Pontvallain und am 12. November 1988 in Visbek, im Saal Dieckhaus, in Französisch und in Deutsch verfasste Partnerschaftsurkunden unterzeichnet.
Die „Gildestraße“ wurde an diesem Tag in „Rue de Pontvallain“ umgewidmet. Eine Straße in Pontvallain wurde in „Rue de Visbek“ umbenannt. Partnerschaftsschilder mit den Wappen von Visbek, Pontvallain und Europa wurden an Haupteinfallstraßen in den neun französischen Gemeinden im Kanton Pontvallain und in Visbek aufgestellt.
Das Partnerschaftskomitee Visbek-Pontvallain wurde 2003 gegründet; Werner Fangmann übernahm den Vorsitz. Lionel Martin, ehemaliger Bürgermeister in Requeil, wurde Präsident des Comité du Jumelage franco-allemand des communes du canton de Pontvallain avec Visbek. Beide haben die Partnerschaft mit Engagement und durch neue Impulse sehr gefördert.
Mit Delegationen aus dem Kanton Pontvallain und aus der Gemeinde Visbek haben sich in den 30 Jahren der Partnerschaft verschiedene Gruppen (Landwirte; der Spielmannszug, der Musikverein Visbek, die Feuerwehr Visbek und Rechterfeld, der Sportverein Rot-Weiß Visbek, die Benedikt-Schule und der Heimatverein Visbek) an Begegnungen zwischen Deutschen und Franzosen in Pontvallain und in Visbek beteiligt. Die Zeitung „Quest France“ - Sarthe Sud - titelte am 07. Juli 2018: „30 Jahre französisch-deutsche Freundschaft“.
Über 50 Visbeker fuhren zu den Feierlichkeiten am 07./08. Juli 2018 im ehemaligen Kanton Pontvallain (Infolge der Verwaltungsreform gehören Pontvallain und weitere Gemeinden seit 2016 zum Kanton Le Lude). Die über 1000 Kilometer lange Fahrt per Bus startete am 05. Juli beim Rathaus Visbek und führte zunächst nach Trier. Nach einer Führung und Übernachtung in der ältesten Stadt Deutschlands gab es noch Zwischenstopps in Verdun beim größten Soldatenfriedhof Frankreichs sowie in Reims, um die Kathedrale „Notre Dame“ zu besichtigen. Am Rathaus von Mansigné wurden die Visbeker am späten Freitagabend von ihren französischen Gastfamilien sehr herzlich empfangen.
Bürgermeister Xavier Gayat, Pontvallain, begrüßte am Samstagvormittag im dortigen Festsaal alle Gäste auf Deutsch und würdigte den Wert der Partnerschaft mit Visbek, die seit 30 Jahren bestehe. Bürgermeister Gerd Meyer erinnerte in seiner Rede, von Ursula Behnke-Eylers souverän übersetzt, an den deutsch-französischen Partnerschaftsvertrag, den Bundeskanzler Adenauer und Staatspräsident de Gaulle vor 55 Jahren unterzeichneten. Meyer erwähnte Gemeindedirektor Bernd Hilling und Ehefrau Maria, Lionel und Christiane Martin sowie Pierre und Monique Lamballe, deren Initiative die Partnerschaft zu verdanken sei.
Der Bürgermeister würdigte ebenfalls die beiden Partnerschaftskomitees, „die sich Jahr um Jahr leidenschaftlich für die Partnerschaft einsetzen und diese durch gegenseitige Besuche mit Leben füllen“. Gerd Meyer zitierte aus der Rede von Angela Merkel bei der Karlspreis- Verleihung in Aachen an Präsident Emmanuel Macron: „Unterschiede trennen uns nicht, sondern führen uns immer wieder zusammen - in der Neugier auf den anderen, im Bemühen, zu verstehen.“ Der Bürgermeister, Werner Fangmann und das Visbeker Komitee überreichten den französischen Bürgermeistern ein besonderes Gastgeschenk und persönliche Einladungen zum Visbeker Jubiläum am 31. August/01. September 2019 mit der Feststellung: „Sie sind als Freunde Visbeks ein Teil der Geschichte Visbeks.“
Das Visbeker Gastgeschenk, eine fast zwei Meter große Collage mit mehr als 1000 Fotos aus 30 Jahren Partnerschaft, zeigt mit den deutschen und französischen Nationalfarben Daten und Wappen der Gemeinde Visbek und des Kantons Pontvallain. Werner Fangmann erläuterte die Symbolik der Collage und überreichte allen Gastfamilien eine kleinere Collage als Souvenir.
Die Franzosen überreichten einen wertvollen historischen Stich und ein gestaltetes Relief „30 Jahre Partnerschaft“. Die Feier wurde von der „Batterie Fanfare de Requeil“ und „Harmonie de St.-Jean-de-la-Motte“ musikalisch umrahmt und endete mit den beiden Nationalhymnen. Vom Kinderchor der Grundschule Pontvallain mit den Lehrkräften Nathalie Jouenne und Philippe Bioret wurde die Europahymne trotz Ferienbeginns einstudiert und überzeugend
vorgetragen. Nach diesem Höhepunkt und einem gemeinsamen Mittagessen im Festsaal von Oizé folgte am späten Abend in Yvré-le-Polin noch ein fantastisches großes Höhenfeuerwerk, das die Bürgermeister Gerd Meyer und Christian Lelarge starteten. Eigentlich war es für den Nationalfeiertag (14. Juli) vorgesehen; die Franzosen wollten die Visbeker damit zusätzlich erfreuen.
Am Sonntagmorgen wurde in der altehrwürdigen Wallfahrtskapelle „Notre Dame de la Faigne“ von den Franzosen und Visbeker Freunden gemeinsam ein ansprechender, zweisprachiger Gottesdienst gefeiert. Auf dem Gelände vor der historischen Kapelle folgte ein gemütliches Picknick mit Aperitif. Ein Buffet und ein deutsch-französischer Abend im Festsaal von St. Jean de la Motte bildeten den krönenden Abschluss im eindrucksvollen Festprogramm. Die Franzosen verabschiedeten ihre Visbeker am Montagmorgen mit Bises (Küsschen), herzlichen Umarmungen und „au revoir, 'a bient'ot!“
In Visbek werden vom 06. bis 09. Oktober 2023 etwa 60 Französinnen und Franzosen erwartet, um die 35-jährige Partnerschaft gemeinsam zu feiern.
Kommentare