Sechs Hobby-Archäologen vom Sachsenhof Greven-Pentrup waren der Einladung des Heimatvereins Visbek gefolgt, um in einem Workshop zu zeigen, wie unsere Vorfahren noch im ersten Jahrtausend nach Christi Eisen gewonnen und verarbeitet haben. Dieses Verfahren fand sowohl bei den Kelten, Römern, Germanen als auch bei anderen Völkern seit etwa 700 vor bis 1000 Jahre nach Christi Anwendung. Benötigt wurde das gewonnene Eisen für die Herstellung von Waffen, Ackergeräten, Werkzeugen, sonstigen Gebrauchsgegenstände und auch Schmuck.
Am ersten von drei Workshoptagen wurde eine Fläche auf dem Eikenhoff an der Rechterfelder Straße für den Ofenbau vorbereitet: Lehm für die Bau der sogenannten Rennöfen wurde angefahren, Herdgruben ausgehoben, Raseneisenerz und Brennmaterial wurden bereitgestellt. Den meisten Besuchern unbekannt war die Tatsache, dass sich auch in der Gemeinde Visbek an fast allen Bächen und in den Niedrigauen über die Jahrtausende hinweg Eisenerz gebildet hat und dieses sich für die Eisengewinnung eignet.
Am zweiten Tag wurde Lehm mit frischem Gras vermengt und geknetet, um daraus zwei Rennöfen zu formen. Auf einem „Scheiterhaufen“ wurde das Raseneisenerz „geröstet“. Dadurch wurde dem Rohmaterial Wasser entzogen und es so brüchig gemacht. In mühsamer Handarbeit wurde das Raseneisenerz dann mit dem Hammer in etwa ein bis zwei Zentimeter dicke Brocken zerkleinert, um den späteren Schmelzvorgang zu beschleunigen.
Am letzten Tag, um fünf Uhr in der Früh, wurden die Rennöfen mit Holzkohle befüllt und auf Temperatur gebracht. Wechselschichtig folgte die Befüllung mit Brennstoff und dem zerkleinerten Raseneisenerz im Verhältnis von ca. 1:1,5.
Bei einer Temperatur von 1100 bis 1300 °C wurde ein Teil des Eisenerzes im halbfesten Zustand zu Eisen reduziert. Gleichzeitig bildete sich Schlacke, die durch Öffnungen aus dem Ofen in die Herdgrube geleitet wurde.
Während des ca. zehnstündigen Schmelzvorgangs musste die Glut durchweg belüftet und mit Sauerstoff angereichert werden. Da reichte die Muskelkraft der Fachleute oft nicht aus und die Zuschauer wurden bei der Bedienung der Blasebälge mit eingespannt.
Um 16 Uhr wurde dann der erste Rennofen geöffnet und das gewonnene Eisen entnommen. Noch im brennenden Zustand musste das Eisen von den „Schmieden“ mit kräftigen Hammerschlägen bearbeitet und von Schlacke und Holzkohleresten befreit werden. Ein äußerst spannender Vorgang, der von den Zuschauern mit kräftigem Applaus belohnt wurde. Erstaunte Gesichter gab es über die geringe Menge des gewonnenen Eisens, aber auch Hochachtung vor dem sehr hohen Zeit-, Material- und Arbeitsaufwand, den unsere Vorfahren seinerzeit aufwenden mussten. Die Ausbeute bei diesem Verfahren der Eisenverhüttung liegt gerademal zwischen 25 und 30 %.
Das Ergebnis dieses Workshops kann zukünftig auch im ArchäoVisbek bewundert werden.
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