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AutorenbildGemeinde Visbek

Der Schmetterling ist in die Rose verliebt


Von Dr. Jutta Heyen

Am Sonntag, 8. April 2018, waren Stefan Decker, Referent für Kirchenmusik und Dominik Blum, Leiter des Referats Erwachsenenseelsorge im Bischöflich Münsterschen Offizialat Vechta zu Gast in der Emmauskirche Visbek. Im Wechsel mit Gedichten der letzten 400 Jahre von Paul Gerhardt und Joseph Freiherr von Eichendorff, der großartig zur postalischen Adresse der Kirche – Eichendorffstraße – passt, mit zeitgenössischen Autoren erklang Orgelmusik von Dietrich Buxtehude bis Felix Mendelssohn.

„Frühlingsgefühle“ lautete der Titel, den Blum und Decker ihrem literarischen und musikalischen Abend gegeben hatten. Der Frühling ist die Jahreszeit, in der die Tage länger werden, die Sonne sich häufiger zeigt, die Vögel zwitschern. Besser hätten die frühlingshaften Temperaturen dieses lauen Abends nach dem langen Winter nicht zum Thema des Konzertes passen können.

Nach der Begrüßung durch Pastor Wilfried Scheuer als Pfarrer der Gemeinde und Mitglied des Kulturkreises Visbek spielte Stefan Decker Dietrich Buxtehudes Präludium und Fuge D-Dur BuxWV139 mit einer Freiheit mit den Formen, als säße er an der Orgel und improvisiere, und doch klang alles wie aus einem Guss.

Besonders die Registrierung der Fuge ließ an Vogelgezwitscher denken und bereitete die erste Gruppe von Gedichten vor, die unter dem Titel „Licht und Schatten“ stand. Hier berichteten die Autoren der Gedichte noch von der Unsicherheit und dem Bangen, ob der Frühling wirklich komme.

Im nächsten Teil der Gedichte war der Frühling im Garten schon da. Blum trug vom Knospen und Blühen des Kirschbaumes vor, dem Amselzwitschern und wie die Sonne die Haut berührt. Der Garten sei dazu da, sich daran zu erfreuen und nicht, um dort nur zu arbeiten. Das Gedicht vom Erwachen der Tulpenzwiebel wurde genauso lautmalerisch von Decker an der Orgel untermalt wie im folgenden Gedichtabschnitt „Vogellob“ Wilhelm Buschs „Fink und Frosch“, in dessen Verlauf sowohl das zwitschernde Lied des Finken wie das platte Dazwischenfallen des Frosches wahrzunehmen waren. Während Deckers Improvisation entstanden kreativ gestaltete dramatische musikalische Geschichten, die den Hörer in Bann zogen.

Weisheiten wie „Der Hahn hat einen Kamm, mit dem er sich nicht kämmen kann“ aus einem Gedicht von Reiner Kunze oder „die Made“ von Heinz Erhard, die – schade – vom bunten Specht verschlungen wird, setzte Blum packend in Sprache um.

Der letzte Abschnitt der Gedichte trug den Titel Liebesstürme. Kein Wunder – die Gefühle im Frühling schlagen Purzelbäume, die langen und dunklen Tage des Winters sind vorbei, die Menschen strömen ins Freie, um die ersten Sonnenstrahlen zu erhaschen.

Die Orgel tanzte und bezauberte, weil sie von Decker zugleich feinfühlig und virtuos zum Leben erweckt wurde. Das Konzert endete mit Mendelssohns Präludium und Fuge G-Dur op.37,2.

Der Tradition des Kulturkreises folgend plauderten die Gäste nach Konzertende bei Getränken und Häppchen über diese Stunde des leichten Herzens in die Dämmerung hinein.


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