Von Bernd Koopmeiners
Bürgermeister Gerd Meyer begrüßte am Sonntagnachmittag (18. November) ein „volles Haus“ - über 100 Teilnehmer - zum 7. Tag der Archäologie in Visbek im Haus der Bildung und Familie. Die große Resonanz für die Archäologie wertete Meyer auch als Anerkennung für das neue ArchäoVisbek, in dem bereits der 1200. Besucher registriert wurde.
Als Mitveranstalter und Moderator begrüßte ebenfalls Vorsitzender Manfred Gelhaus, Heimatverein Visbek, zugleich für Gerbert Schmedes, Leiter der Fachgruppe Archäologie, die Anwesenden und stellte die Referenten vor. Dr. Ulrich Lehmann, Landesmuseum Westfalen-Lippe (LWL) aus Münster; Andreas Hummel, Thüringisches Landesdenkmalamt (TLDA), Weimar; Reinhard Klumpp, Sachsenhof Greven-Pentrup; Dr. Iris Aufderhaar und Volker Platen denkmal3D aus Vechta, und Michael Wesemann, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (NLD), Abt. Archäologie, aus Oldenburg.
Andreas Hummel, ausgewiesener Kenner der Ausgrabung auf dem Visbeker Uhlenkamp
(2011/12), vermittelte zunächst einen Überblick: Dort wurden 185 Körpergräber, 150 Brandbestattungen, davon 130 auf Scheiterhaufen, sowie 44 Pferdegräber entdeckt. Ein
Pferdeskelett wurde aufwändig restauriert und befindet sich im ArchäoVisbek. Mit zwei „Saxen“ (Hiebschwertern), Reiterspornen und zahlreichen Beigaben (Schmuckperlen) wurde eine „Ludovicus-Münze“ gefunden. Die Archäologen datieren die etwa 90 West-Ost-ausgerichteten Gräber in die Übergangszeit zum Christentum (8./9. Jh.).
Dr. Ulrich Lehmann erläuterte Details zum Visbeker „Sax“ aus der Zeit vor Karl dem Großen (747-814). Die Schwertscheide mit einer Klingenlänge von 41 cm wurde mit der 3D-Röntgen-Computertomografie untersucht. Dabei wurden am Schaft u. a. Silbernieten und Goldspuren nachgewiesen. Eine Rekonstruktion dieser Prunkwaffe befindet sich inzwischen im ArchäoVisbek.
Reinhard Klumpp schilderte, wie auf einer frühmittelalterlichen Hofanlage in Greven die Eisenherstellung in Rennfeueröfen experimentell abläuft. Lehm, Sand, Stroh und Wasser werden ebenso benötigt wie Holzkohle und Raseneisenerz oder Erz. Die Bezeichnung resultiert aus dem „Abrinnen“ der Schlacke. Als Betriebstemperatur sind 1200 Grad Celsius erforderlich, erfuhren die Teilnehmer und waren beeindruckt von glühend heißen Barren (Eisenklumpen) auf Fotos. Klumpp erntete viel Beifall für seine Ausführungen und sein informatives Bildmaterial.
Dr. Iris Aufderhaar beschrieb die Ausgrabung und Auswertung des Gräberfeldes „Hundtelgen“ in Rechterfeld. Dort wurden 54 Gräber entdeckt, davon 27 Brandbestattungen in Urnen. Das Gräberfeld wurde detailliert dokumentiert. Die Archäologin hat bisher zwei Urnen akribisch untersucht. Die Grabanlagen aus dem Zeitraum 1000 bis 500 v. Chr. waren „Schlüsselgräber“ oder von Kreisgräben, Langgräben oder quadratisch eingefasst. Die Urnen werden der Ems-Weser-Gruppe zugeordnet („Emsgurken“). Einige Urnen waren durch Keramikgefäße geschützt; Beigaben wurden dort nicht gefunden.
Volker Platen erläuterte in einem Exkurs, wie seit 2008 mit Laserscan-Sensoren auf Fahrzeugen „Mobiles Laser Scanning“ (MLS) durchgeführt wird. Von der Firma denkmal3D wurde MLS auf dem Pestruper Gräberfeld getestet. Grabungsleiter Michael Wesemann vermittelte jüngste „Erkenntnisse über das Pestruper Gräberfeld im Licht neuer bildgebender Verfahren“. Ausgehend von der ältesten Kartierung (1773), die vor allem Heide und eine Masse an Grabhügeln zeigt, ist chronologisch eine Abnahme der Gräberanzahl bis 1900 und erneut in der Deutschen Grundkarte (1985) kartiert. Heute ist mit moderner Technik eine realistische Dokumentation dieses besonderen Gräberfeldes möglich. Die neuen Erkenntnisse werden auch im aktuellen Oldenburger Jahrbuch (Dezember 2018) veröffentlicht.
Bürgermeister-Stellvertreter Andre Hüttemeyer dankte den Referenten im Namen der Gemeinde für aufschlussreiche Vorträge und überreichte Präsente als Anerkennung.
Comments